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06.12.2025
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AUTONOME SHUTTLES UND EIN PROJEKT GEGEN DESINFORMATION

Wie Hamburg mit modernen Technologien konkrete Mehrwerte für den Alltag schafft

Christian Pfromm - Chief Digital Officer (CDO), Freie und Hansestadt Hamburg

Christian Pfromm - Chief Digital Officer (CDO), Freie und Hansestadt Hamburg [Quelle: Freie und Hansestadt Hamburg]


Wir engagieren uns nicht nur für die Smart City vor Ort, sondern beispielsweise auch im föderalen Kontext", erklärt der Hamburger CDO Christian Pfromm. Bei den Rahmenbedigungen plädiert er eher für ein „Einer für viele“ statt „Einer für alle“.


Ihre Stadt gehört zu den smartesten in Deutschland - welche Digitalisierungs-Projekte haben Sie zuletzt vorangetrieben?
Es gibt eine große Vielfalt an Projekten, die unsere Stadt smarter und damit lebenswerter machen. Mit der Digitalstrategie für Hamburg nehmen wir alle Bereiche des Lebens in den Blick und es fällt etwas schwer, eine Auswahl zu treffen. Ich nenne mal ein Beispiel aus dem Bereich der Mobilität: Mit autonom fahrenden Shuttles als Ergänzung zum klassischen ÖPNV erprobt die Hamburger Hochbahn ein besonders flexibles und komfortables Angebot. Ziel ist es, zu lernen, wie genau autonom fahrende Fahrzeuge den öffentlichen Nahverkehr verbessern – um dann langfristig das Angebot in unserer Stadt erweitern zu können. Ein anderes spannendes Projekt ist ein KI-basierter Desinformationsindikator für Hamburger Schulen. Dadurch wird die Resilienz von Schülerinnen und Schülern gegenüber Online-Desinformation gestärkt, indem ein LLM-basiertes System tagesaktuelle Narrative aus Social Media erkennt und für den Unterricht nutzbar macht. Zwei kleine Beispiele, die zeigen, wie moderne Technologie konkrete Mehrwerte für den Alltag erzeugen kann.

Welche Projekte wollen Sie als nächstes angehen?
Wir engagieren uns nicht nur für die Smart City vor Ort, sondern beispielsweise auch im föderalen Kontext. Denn die Digitalisierung macht ja nicht an Stadt- oder Landesgrenzen halt. Für viele Innovationen, etwa im Bereich der Verwaltungsmodernisierung, müssen zunächst die organisatorischen und rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Konkret heißt das: Gesetze anpassen und digitaltaugliches Recht etablieren und für einheitliche technische Standards – länderübergreifend – sorgen. Dies ist ein kontinuierlicher Prozess, der etwa für die Umsetzung von Großprojekten wie der Registermodernisierung notwendig ist. Damit schaffen wir die Grundlage für einen sicheren Datenaustausch zwischen Behörden und das Once-Only-Prinzip, damit Bürgerinnen und Bürger im Kontakt mit der Verwaltung ihre Daten künftig nur einmal angeben müssen.

Wie vernetzen Sie sich auf dem Weg zur Smart City mit anderen Kommunen?
Hamburg engagiert sich in verschiedenen Netzwerken und Projekten, darunter im Kooperationsprojekt Connected Urban Twins, das wir gemeinsam mit Leipzig und München umsetzen und das durch den Bund gefördert wird. Im CUT-Projekt entwickeln wir digitale Zwillinge für die Stadtentwicklung und schaffen offene Standards und Werkzeuge, die auch anderen Städten und Kommunen zur Verfügung stehen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Zusammenarbeit in Open-Source-Entwicklungsgemeinschaften wie beim Digitalen Partizipationssystem DIPAS oder unserem Masterportal. Hier zeigt sich besonders, wie stark die Smart-City-Community vom offenen Austausch lebt: Lösungen werden gemeinsam entwickelt, erprobt und kontinuierlich verbessert. Durch dieses kooperative Vorgehen profitieren alle Beteiligten, Innovationen verbreiten sich schneller, und der Nutzen für die Städte sowie ihre Bürgerinnen und Bürger wächst mit jedem Beitrag.

Welche weitere Unterstützung würden Sie sich bei Ihren Maßnahmen von Land, Bund und EU wünschen?
Es kommt wieder mehr Bewegung in die Digitalisierung in Deutschland. Aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre, beispielsweise im Zusammenhang mit dem Onlinezugangsgesetz und der Umsetzung der EfA-Leistungen, müssen jetzt die richtigen Schlüsse gezogen werden. Das heißt in Zukunft womöglich eher „Einer für viele“ statt „Einer für alle“.  In der Analyse ist man sich oft einig, es kommt aber darauf an, ob wir gemeinsam den Mut aufbringen, jetzt notwendige und klare Entscheidungen zu treffen und diese dann auch umzusetzen. Hamburg ist hier in Teilen bereits vorangegangen, wenn Entwicklungen an anderer Stelle zu viel Zeit in Anspruch genommen haben. Wir befürworten eine sachgerechte Zentralisierung, sofern diese technisch und organisatorisch gut umsetzbar ist, da sie Entwicklungen deutlich beschleunigen kann. Die Länder können hierbei eine wichtige Rolle einnehmen: Sie verfügen über umfangreiches Know-how, langjährige Erfahrung sowie zahlreiche innovative Ideen und Initiativen, um die Zusammenarbeit mit dem Bund für alle gewinnbringend zu gestalten.